Die anonyme Bewerbung gegen bestehende Vorurteile
So wichtig das Schubladendenken aus psychologischer oder evolutionärer Sicht sein mag, so hinderlich ist es im Arbeitsleben. Menschen lassen sich nicht anhand ihres Geschlechts oder ihrer Herkunft kategorisieren. Dennoch spielen diese Faktoren oft eine entscheidende Rolle bei der Besetzung von Stellen. Oft entscheiden sich Menschen also für den 30jährigen deutschen Mann, da dieser nicht in Mutterschutz gehen wird, gesundheitlich fit und kulturell angepasst ist. Dieser Diskriminierung entgegenzuwirken ist in Deutschland das Ziel verschiedener Institutionen und Organisationen, die in verschiedenen Projekten Erfahrungen mit anonymen Bewerbungsverfahren sammeln und auswerten. So führte beispielsweise die Antidiskriminierungsstelle des Bundes das Pilotprojekt „Anonymisierte Bewerbungsverfahren“ durch. Innerhalb eines Jahres wurden hier Arbeits-, Ausbildungs- und auch Studienplätze vergeben. Dabei wirkten öffentliche und nichtöffentliche Beteiligte als Projektpartner mit. Ähnliche Projekte in Schweden, Frankreich, der Schweiz oder Belgien zeigen, dass insbesondere Frauen und Ältere von anonymen Bewerbungen profitieren.
Anonym bewerben bei dem fairen Arbeitgeber
Arbeitgeber scheuen sich oft vor anonymen Bewerbungsverfahren. Sie fürchten, dass der Bürokratieaufwand zu groß wäre oder die Individualität der Bewerbung verloren ginge. Die größte Angst betrifft jedoch entstehende zusätzliche Kosten. Viele der Befürchtungen beruhen jedoch auf Vorurteilen. Denn der Gewinn aus Arbeitgebersicht ist groß. Mit modernen Online-Plattformen wie BIAMU.de ist der Arbeitsaufwand einer anonymen Bewerbung geringer als es bei einer klassischen Bewerbung der Fall ist. Für die Berufsausführung irrelevante Angaben wie Herkunft, Alter, Geschlecht und Aussehen werden im frühen Stadium des Bewerbungsprozesses weggelassen. Dadurch wird auf das Wesentliche fokussiert und Bewerbungen können effizienter begutachtet werden. So werden geeignetere Kandidaten gefunden und Vielfalt gefördert. Gleichzeitig werden sogar Kosten eingespart, insbesondere wenn die Fehlbesetzung einer Stelle vermieden wird. Zudem zeichnen sich Unternehmen durch das Employer Branding mit positiver Arbeitgeberbewertung vor potentiellen Bewerbern als fairer Arbeitgeber aus – dank des anonymen Bewerbungsverfahrens. Dadurch wird auch die Kandidatenanzahl größer, so wird dem Fachkräftemangel vorgebeugt und talentierter Nachwuchs wird gefördert statt ins Ausland abzuwandern.
Die anonyme Bewerbung für Arbeitnehmer
Auch Arbeitnehmer profitieren, wenn sie sich anonym bewerben dürfen. Insbesondere Frauen, ältere Arbeitnehmer oder Personen mit Migrationshintergrund werden oft auf Grund von Klischees nicht eingeladen. Eine anonyme Bewerbung fördert die Chancengleichheit. Die Befürchtung dann zu einem späteren Zeitpunkt aussortiert zu werden ist unbegründet. So ist der persönliche Eindruck wichtiger als die Erwartung des Arbeitgebers. Projekte in Deutschland und in anderen europäischen Ländern haben bereits zeigen können, dass beispielsweise eine höhere Anzahl Frauen nicht nur eingeladen, sondern am Ende auch eingestellt wurden. Zudem verhindert die anonyme Bewerbung das Ausspähen der Kandidaten auf diversen Internetportalen. Die Bewerbungsunterlagen beschränken sich auf das vorliegende Bewerberprofil des Kandidaten mit seinen Fähigkeiten sowie Kenntnissen und Bewerber werden nicht diskriminiert anhand von Social Media Profilen oder ihrer unveränderbaren Eigenschaften.
Grenzen der anonymen Bewerbung?
Nicht nur Berufsanfänger und Young Professionals, welche in der Regel nur über wenige Stationen im Lebenslauf verfügen, können mit Hilfe eines Online-Einstellungstests auf fachliches Wissen sowie individuelle Stärken getestet werden. Durch die Vergleichbarkeit kann das Recruiting effizienter durchgeführt und sogar Kosten eingespart werden, insbesondere wenn man die Kosten der Fehlbesetzung einer Stelle berücksichtigt. Aussageschwache Lebensläufe als Grundlage der Kandidatenvorauswahl sind somit passé. Auch mit anonymen Bewerbungsverfahren kann keineswegs ausgeschlossen werden, dass Bewerber in einer späteren Bewerbungsrunde auf Grund von Diskriminierung abgelehnt werden. Allerdings verringert sich die Gefahr signifikant, wenn der Kandidat zuvor im Online-Einstellungstest den Arbeitgeber bereits von sich überzeugen konnte. Festgehalten werden muss allerdings, dass die anonyme Bewerbung nicht für alle Berufe funktioniert: ein Model wird sich wohl niemals ohne Fotos bewerben können.
Berufliche Leistung und soziale Fähigkeiten
Die Auswahl des besten Kandidaten sollte, unabhängig von der Art des Bewerbungsverfahrens, jedoch nicht ausschließlich auf der Leistungskomponente liegen. Die zwischenmenschliche Komponente ist ein sehr wichtiger Faktor für die Performance eines Teams, die Entscheidung für bzw. gegen eine Einstellung sollte daher immer auch auf Grund der individuellen Voraussetzungen geschehen. Nur eben nicht anhand diskriminierender Auswahlkriterien. Und man muss bedenken, dass die schriftliche Kommunikation die jüngste Kommunikationsart ist, welche zudem auch am häufigsten zu Missverständnissen und Fehlinterpretationen führt. Auch die Sorge, dass die anonyme Bewerbung nur die Auswirkungen von Antidiskriminierung bekämpft, nicht aber die Ursache, ist irreführend. Durch das Zusammenarbeiten werden Vorurteile abgebaut, so bekämpft die anonyme Bewerbung in erster Linie das Symptom der Diskriminierung und langfristig auch die Ursachen. Dadurch profitieren die Gesellschaft und die Unternehmen zugleich: die Vielfalt wird gefördert und Arbeitgeber locken und finden bessere Arbeitnehmer, auch durch Bewerber und Mitarbeiter, welche Arbeitgeber bewerten.